Umspült von Meeresströmung aus der Antarktis, umweht ohne weitere Landmasse südlicher als Neuseeland. Chile überblickt als „längstes Land“ mehrere Klimazonen. Klappt man die Südhalbkugel um, eine Strecke vom Nordkap bis zur Sahara. Von den Flamingo-Lagunen durch die Attacama-Wüste und das Seengebiet hin zu Pinguin-Stränden an der Magellanstraße. Nächster Stop: Antarktis…

1.1.-2.1.

San Pedro de Attacama scheint auf den ersten Blick eine Wüstenausgabe des mallorcinischen Ballermanns zu sein. Amerikanerinnen in Hotpants quetschen sich durch die staubigen Altstadtgassen. Aus den Agenturen, die Ausflüge in die Wüste offerieren, dröhnt lauter Disco-Beat.

Nix wie weg. Alles, was man von hier aus sehen kann, haben wir bereits im bolivianischen Teil der Wüste gesehen. Nach 3 Tagen ohne Waschen ist eine Dusche sehr willkommen. Danach fahren wir mit dem Nachtbus weiter nach Valparaíso. Vor uns liegen 26 Stunden stickige Luft, Beinwippen, um Thrombose vorzubeugen und ekelhafte Klos. We’ll survive!

3.1.-5.1.

„Wer die Treppen Valparaísos gesehen hat, der hat die Welt gesehen“

Sagte Chiles bekannter Dichter, Pablo Neruda. Darum muss die Welt ein stinkender Straßenköter sein. Wir hatten, ehrlich gesagt, etwas mehr Europa erwartet. Die Treppen meiden wir eher, weil sie von Pennern, kläffenden Kötern samt ihren Exkrementen, Urinbächlein und sonstigem Unrat besetzt sind.

Wir bevorzugen die steilen Straßen. Natürlich geben die bunten Wellblechhauser ein malerisches Motive ab. Auch die Acsensores laden ein zum lustigen Auf und Ab (obwohl viele inzwischen außer Betrieb sind, da eine Studie ihnen Lebensgefahr zuschrieb). Aber Valpo besteht eben nicht ausschließlich aus dieser heiteren Postkartenansicht.

In der Markthalle zwischen streunenden Katzen und Hunden entschließen wir uns ‚Marisco crudo‘ zu probieren. Leider fällt uns erst nachdem wir bestellt hatten ein, dass ‚crudo‘ eigentlich roh heißt. Bang warten wir auf erste Anzeichen einer Lebensmittelvergiftung. Aber es passiert: nichts.

Nachdem wir auch den Ausblick von Pablo Nerudas Haus genossen haben, finden wir, es ist Zeit weiterzuziehen.

6.1.

Nach der vorerst letzten scheußlichen Nachtbusfahrt sind wir plötzlich im Paradies. Am Eingang des Nationalparks Huerquehue führt Patricio ein Gästehaus. Die zweistöckige Holzblockhütte erinnert ein wenig an Peter Lustigs Bauwagen. In groß. Und Patricio mit seinem grauen 3-Tagebart und der runden Nickelbrille ist eine Peter Lustig Ausgabe mit Pferdeschwanz. Sogar für den doofen Nachbarn Paschulke gibt es eine Entsprechung: der Besitzer des angrenzenden Grundstücks hat unten am See einen Zaun gezogen, um seinen Besitz zu markieren. Mitten in der Wildnis. Patricio sagt: Relax.

Überhaupt der See: nach 10 Minuten Fußmarsch durch Urwalddickicht mit meterhohen, von Flechten überzogenen Baumstämmen, Bambuswäldchen und zig Bachquerungen über wackelige Bretter-Brücken stehen wir plötzlich an einem schmalen Sandstrand. Und stürzen uns gleich darauf ins kristallklare Wasser. Auf dem Rückweg entdecken wir die Waldsauna. Patricio hat den Bach ein wenig umgeleitet, um ein Kaltwasser-Bassin zu schaffen. Zurück auf der Terrasse des Blockhauses vertiefen wir uns wieder in unsere Romane in freudiger Erwartung des Abendessens. Der Hausherr hat Lachs angekündigt.

7.1.

Mit der Geräuschkulisse eines murmelnden Bachs schläft es sich gut. Deshalb stehen wir auch viel zu spät auf. Erst gegen Mittag brechen wir zu einer Wanderung im Nationalpark auf. Der Aufstieg durch urwaldartiges Gewächs wird durch mehrere Schwimmpauschen an einsamen Waldseen belohnt.

Nachdem die Beine gearbeitet haben gibt es nichts Entspannenderes als die Waldsauna. Zum späten Abendessen (inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass bei Patricio nicht vor 22.30 Uhr damit zu rechnen ist) wird das linke Bein einer Kuh aus der Nachbarschaft serviert.

8.1.

Heftiger Wind, grauer Himmel, Regen. Darüber regen wir uns nicht auf. Das schlechte Wetter passt, um ein bisschen in den heißen Quellen von Los Pozones zu planschen.

Morgen wollen wir weiter Richtung Süden durch das chilenische Seengebiet. Zufälligerweise treffen wir bei Patricio wieder auf einen linksautonomen Hausbesetzer aus Hamburg (der gleichzeitig Beamter ist) und seine chilenische Frau. Wir hatten die beiden schon in San Pedro kennengelernt. Die beiden haben ein Mietauto, wir machen 50/50. Sie werden uns ein Stück mitnehmen.

Deutsche Gründerromantik von 1800

9.1.

In Frutillar am Lago Llanquihue essen wir im ‚Bauernhaus‘ deutschen Streuselkuchen und dazu gibt’s eine wunderschöne, dickflüssige Schokolade. Im Seengebiet haben sich ab 1848 viele Deutsche auf Einladung der chilenischen Regierung niedergelassen. Um als Bauern das Land fruchtbar zu machen. Für Chilenen muss all das Deutsche sehr exotisch wirken. Für uns ist es eine Zeitreise in die 1950er Jahre.

Leider nehmen uns dicke Wolken den Blick auf den schneebedeckten Vulkan Osorno. Wir übernachten im nächsten Ort am See: Puerto Varras.

10.1.

Heute setzen wir über auf die Isla de Chiloé. Die Chiloten sollen ja so etwas wie die Ostfriesen Chiles zu sein…

Die erste Station ist Ancud, eine Hafenstadt im Norden der Insel. Nach einer leckeren Fischsuppe beschließen wir jedoch, dass es uns mehr in die Natur zieht. So fahren wir weiter nach Chepu am Rande des Nationalparks. Wir kommen bei einer herzlichen Bauersfrau unter und hoffen auf besseres Wetter.

11.1.

Wir werden nicht enttäuscht: strahlend blauer Himmel und Sonnenschein.

Früh als noch der Nebel zäh über dem Fluss klebt bringt uns der Bauer auf die andere Seite des Flusses. Dort beginnt ein matschiger Küstenweg mit wunderschönen Ausblicken. Der Pazifik tost und leuchtet smaragdgrün. Den Rahmen bilden sattgrüne Bambuswäldchen und sonstiges Busch- und Strauchwerk. Am Ende des Wegs liegt eine Insel, die bei Ebbe begehbar ist. Dort erwartet uns das Sahnehäubchen der Tour: ein kleines, feines Gruppchen von 10 Magellan-Pinguinen.

Leider können wir die süßen Kerlchen nicht lange dabei beobachten wie sie sich bäuchlings ins Wasser gleiten lassen. Die Flut beginnt, uns den Weg abzuschneiden. Gerade so erreichen wir trockenen Fußes das Festland.

12.1.

Es ist 5 Uhr. Noch glitzern die Sterne und spiegeln sich ebenso wie der Mond im Fluss. Fernando hilft uns in Gummihosen und -schuhe und gibt letzte Instruktionen fürs Paddeln im Kajak. Dann werden wir ins Wasser geschubst. Zunächst müssen wir uns ganz schon anstrengen, um gegen die Strömung anzukommen.

Erdbeben, Tsunami, aktive Vulkane

Während eines Erdbebens war das Ufer und damit auch der Baumbestand um 2 Meter abgesackt. Anschließend wurde alles von Salzwasser überflutet, sodass die baume abstarben. Jetzt ragen die Überreste zahnstummelartig aus dem Wasser. In der Dämmerung legt sich Nebel auf den Fluss, dadurch wirken die Baumleichen noch gespenstiger.

Nur unser Paddelschlag und Vogelgezwitscher ist zu hören. Da meldet sich Fernando übers Walky-Talky mit ‚Here comes the sun‘ und wünscht ‚Guten morgen, Chepu‘. Er ist mehr Geschäftsmann als Romantiker…

Da wir mit einer Chilenin reisen, die übersetzt, erfahren wir von unserer Herbergsmutter, dass Fernandos Geschäftsmethoden teilweise etwas fragwürdig sind. Beispielsweise habe er gegenüber den Autoren von Lonely Planet behauptet, außer seinen Hutten gäbe es in der Gegend keine andere Übernachtungsmöglichkeit. Deshalb findet unsere Unterkunft auch keine Erwähnung im Reiseführer.

Aber Fernando ist nun mal der einzige Kajak-Verleiher weit und breit. Die Paddel-Tour war auf jeden Fall schon. Am Mittag fahren wir weiter nach Castro, der Inselhauptstadt. Völlig ausgehungert suchen wir ein Café, Bistro oder Restaurant. Erfolglos. Bis wir ein Schild entdecken: ‚Marions Café Alemand‘. Das muss gut sein.

Und tatsächlich bekommen wir eine leckere Zucchini-Quiche serviert. Gestärkt schauen wir uns die für Chiloé so typischen Pfahlbauten und eine Holzkirche an.

13.1.

Wir nehmen den ersten Bus um 6.30 Uhr, um rechtzeitig an Bord der Navimag-Fahre zu sein. Das Schiff legt in Puerto Montt ab und wird in 4 Tagen und 3 Nächten Puerto Natales ganz im Süden Chiles erreichen. Wir sind schon sehr gespannt…

Ob die Fahrt ein einmaliges Erlebnis oder eher sehr, sehr langweilig wird, hängt sehr vom Wetter ab. Bei Sturm und Regen ist nämlich kaum etwas von der traumhaften Fjordlandschaft zu sehen. Als wir an Bord gehen scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Das lasst hoffen auf eine gute Reise!

14.1.

Und wieder herrliches südpatagonisches Sommerwetter. Wir sonnen uns an Deck, lesen, hören Musik. Während langsam schneebedeckte Vulkane, bewaldetet Berge, unbewohnte Inseln und die Zeit an uns vorbeiziehen.

Kreuzfahrt auf 3. Oberdeck des Frachters

Man schwätzt ein wenig mit etlichen Mitreisenden. Zwischendurch eine Partie Schach auf dem riesigen Spielfeld an Deck. Der Unterschied zum Traumschiff? Vielleicht, dass es keine Liegestühle gibt. Und der Lärm von den Dieselmotoren die Hörsinne betäubt. Man liegt auf dem sonnengewärmten Boden. Vielleicht, dass die Abendgarderobe aus Kapuzenpulli, Zip-Off-Hose und Teva-Latschen besteht.

Bei Dämmerung verlassen wir die sicheren Fjorde und fahren hinaus aufs offene Meer. Die Fahre schwankt und schaukelt über riesige Wogen. Um nicht kotzend über der Reling zu hangen, schlucken wir ein paar Pillchen. Rasch befördern sie uns in den Schlaf. Ohne allzu seekrank zu werden…

15.1.

Beim Erwachen zum Glück ruhige See. Wir fahren wieder im Fjord. Ein Wal zeigt sich. Eigentlich sehen wir nur seine Fontane. Aber immerhin. So langsam ist der blaue, wolkenlose Himmel fast schon ein wenig unheimlich. Patagonien ist ja bekannt für unberechenbares Wetter. Wir sonnen uns bei 26 Grad an Deck und freuen uns, dass der patagonische Himmel gerade gut gelaunt ist.

Am Nachmittag dann ein Hohepunkt der Schiffsfahrt: wir navigieren ganz nah an einen der zahlreichen Gletscher heran. Dad sonst so gemächliche, fast schläfrige Bordleben gerät kurz in Aufregung. Am Bug: posierende Passagiere vor gezückter Kamera. Auf dem Rückweg aus dem Fjord springen ein paar Delphin-Schwanzflossen vor die Linse.

Gefühltes Ende der Welt im Fischerbötchen

Danach ist es Zeit für ein weiteres Nickerchen auf dem Deck. Am Abend kommt nochmals Spannung auf: es gibt einen Landgang zu einem Indianerdorf. Oder sind das Eskimos? Verzeihung für die unkorrekte Ansprache. Wir wissen es nicht so genau. Wir sind in Puerto Eden. Im Umkreis von 100 km um die Siedlung gibt es keine Straße.

Man ist also auf Lieferungen der Navimag angewiesen. Puerto Eden ist so ‚am Arsch der Welt‘, dass es von den Spaniern unentdeckt und die Bevölkerung vor ausrottendem Gemetzel verschont blieb. Ein wenig fühlen wir uns wie Schiffbrüchige: In Schwimmwesten gewandet steigen wir über eine Strickleiter ins Motorboot um. Während die Matrosen aus dem Bauch des Schiffs Waren ausladen..

In Puerto Eden dirigiert man uns im Gänsemarsch uber einen Holzplankenweg. Indianerfrauen verkaufen Schilfbötchen. Und dann geht’s auch schon zurück auf die Navimag. Ein Gläschen Pisco Sour, die Sonne geht unter. Und wir in unsere Koje.

16.1.

Letzter Tag der Kreuzfahrt. Eigentlich dachten wir, sämtliche Hohepunkte der Route lagen schon längst hinter uns. Denkste! Die Navimag quetscht sich durch enge Passagen. Links und rechts begrenzt durch mächtige Gletscherberge. Wir schauen und staunen. Und versuchen ein kleines bisschen der prächtigen Natur mit der Kamera festzuhalten.

Am Abend landen wir in Puerto Natales. Zum Glück hatten wir schon ein Hostel vorgebucht. 200 Fahrpassagiere überschwemmen das sonst eher beschauliche, aufgeräumte Örtchen.

Nachdem wir unseren Ausflug nach El Calafate und in den Nationalpark Torres del Paine organisiert haben, gibt es im Mesita Grande eine der leckersten Pizzas überhaupt. Begossen mit ein paar Pisco Sour, Panna Cotta und Tiramisu. Es lebe die Globalisierung!

17.1.

Wir sind etwas landkrank. Ohne Wellen scheint die Umgebung trotzdem zu schaukeln. Wegen des Brandes im Nationalpark Torres del Paine sind die Wandermöglichkeiten eingeschränkt, die wenigen Refugios schnell ausgebucht. Deshalb unternehmen wir erst mal einen Ausflug über die argentinische Grenze, um den Porito Moreno Gletscher zu bestaunen.

Die Grenzformalitäten ziehen sich in die Lange. Zwei Beamte wechseln sich mit Stempeln ab. Nebenan steht eine Tischtennisplatte. Wahrscheinlich vertreibt man sich die Zeit mit einer Partie Ping Pong, wenn gerade mal keine Busladung Touristen abzufertigen ist. Nach drei Stunden Warten auf einen einzigen Stempel fahren wir endlich weiter nach El Calafate.

Eisbruch, Waldbrand und Geschäftsinn

Der Ort scheint vom Waldbrand im Nationalpark sehr zu profitieren. Viele Touristen fahren hierhin weiter, weil Torres del Paine zeitweise ganz gesperrt war und immer noch nur eingeschränkt begehbar ist. So reiben sich listige Herbergsväter die Hände und reizen preislich die Schmerzgrenze aus.

Außerdem zeichnet den Ort ein beständig in der Luft liegender Geruch nach gebratenem Fleisch aus. Ein Asado zu veranstalten gehört zur Lieblingsbeschäftigung der Argentinier.

18.1.

Einer der letzten Gletscher dieser Erde, die noch wachsen. 30-60 Meter fällt die Bruchkante in den Lago Argentino ab.

Zunächst fahren wir mit einem Boot nah heran und sehen, wie riesige Stücke abbrechen und mit Donnergrollen in den milchig grünen See fallen. Eine Flutwelle entsteht, die das Schiffchen schaukeln lasst. Später haben wir ausführlich Gelegenheit, das Naturkino von der Aussichtsplattform zu genießen. Den Blick beständig auf die Gletscherkante gerichtet, um kein ‘Kalben’ zu verpassen. Die Hand in der Chipstute.

Ein paar Regentropfen fallen. Das macht uns nichts, wir haben noch unsere peruanischen Regenponchos im Rucksack. Insgesamt war uns der Gletscher 15 Stunden Busfahrt von und nach Puerto Natales wert.

20.1.

Bei strahlend blauem Himmel brechen wir auf in den Nationalpark Torres del Paine. Dafür braucht man entweder viel Glück oder Geduld. Gehen wir von ersterem aus… Gott sei Dank!

Die erste Tagesetappe führt vorbei an rauschenden Gletscherbachen, aus denen man trinken kann. Immer wieder laufen wir durch Südbuchenwalder. Die letze Stunde Aufstieg über ein Geröllfeld strapaziert die Knie. Aber die Aussicht auf die ‘Himmelstürme’, die vor einem grünen See aufragen, entschädigt die Anstrengung um ein Vielfaches.

Thomas hat sogar 2 Dosen Bier 1000 Meter hoch geschleppt. Gekühltes, malziges „Austral“, hier die Hausmarke im Bergsee: lecker! Ewig können wir nicht verweilen, wir müssen die gesamte Strecke zurückgehen und wollen nicht im Dunkeln wandern.

21.1.

Nach der Anstrengung von gestern ist uns eigentlich nach einem Ausruhtag zumute. Das Programm ist jedoch straff und sieht keine Pause vor. Also setzen wir unsere müden Knochen wieder in Bewegung. Der Weg zur nächsten Hütte ‘Los Cuernos’ fuhrt am Lago Nordenskjöld entlang.

Der Himmel ist heute bedeckt. Erst am späten Nachmittag als wir das Refugio erreichen reißt die Wolkendecke auf. Hellgrün strahlt der See, dem der berüchtigte patagonische Wind weiße Schaumkronen aufsetzt. Vier tollkühne Wanderer stürzen sich in den Bergsee. Oben über dem Gletscher kreist ein Condor. Patagonia at its best!

22.1.

Heute wandern wir ins Valle del Frances. Allerdings haben wir keine Lust auf einen zehnstündigen Wandermarathon. Deshalb begnügen wir uns mit dem ersten Mirador nach drei Stunden Trödellauf. Über uns hangt der „Franzose“, ein hängender Gletscher in der Wand des Paine Grande.

Windstärke 12 mit Ufo-Wolken

Unter lautem Getöse brechen immer wieder Stücke ab und stürzen in die Tiefe. Klingt wie ein Gewitter! Nach Nickerchen auf warmen, von der Sonne beschienenen Felsen traben wir zurück zum Refugio…

23.1.

Ein bisschen froh sind wir ja schon, dass dies der letzte strapaziöse Wandertag sein wird. Mit dieser Einstellung läuft es sich einfach besser, zumindest als Kopfsache betrachtet. Das launische patagonische Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Den Wind werden wir trotzdem nicht los.

Wieder stiefeln wir durch diese, wir finden majestätische Natur. Und trinken aus den Gletscherbächen. Am Parkausgang sagen uns die Himmelstürme ‚Lebewohl‘.

24.1.

Ausschlafen, Füße waschen, Steaks braten, so langsam an den Heimflug denken. Den Nachmittag vertrödeln wir am Stadtrand von Puerto Natales. Ein paar Jungs springen komplett in Klamotten ins seichte Wasser der Bucht. Der Straßenköter kommt mit, um Muscheln zu apportieren. Vier Teenager-Mädels zertrümmern Glasflaschen mit Steinen, wohl ein Boccia-Ersatz?

Am Abend können wir’s uns nicht verkneifen, noch mal ins Mesita Grande zu gehen. Wieder mit Pizza und Pisco Sour…

25.1.

4 Stunden Flug über die Anden, das südpatagonische Eisfeld mit allen Highlights unserer Tour: Torres del Paine, Porito Moreno. Sogar den Fitz Roy bei El Chalten sehen wir! Kaum eine Wolke am Himmel, je weiter wir zurück in den Norden Patagoniens fliegen, dessen Seen und Stratovulkane mit Schneekuppe. Die Fähre brauchte für diese Kilometer 4 Tage und 3 Nächte.

26.1.

Beeindruckt vom gewaltigen Fluß der Gletscher landen wir in Santiago. Eine Nacht an der Plaza de Armas (so wie der Markplatz auch schon in Cusco, Peru hieß). Am nächsten Tag bei 32 Grad im Schatten (an der Südspitze waren es maximal 20) diese Highlights: Die Kathedrale, das Kunstmuseum „Bella Artes“, der Aussichtsberg „Cerro San Christobal“ mit seiner Standseilbahn und übergroßen Marienstatue – und der „Cerro San Lucia“.

Es sind eben die grüneren Flecken dieser 8-Millionen-Metropole, die anders als andere südamerikanischen Hauptstädte vor allem diese 3 Dinge verspricht: mehr Sicherheit, Ordnung, Disziplin. Fast schon etwas wie im südlichen Europa, so ab Rom in Richtung Neapel. In Gedanken schon längst auf dem Rückflug nach Europa. Nach 40 Tagen in Peru, Bolivien, Chile und Argentinien…

Artikelbilder: © Jan Thomas Otte

Logbuch| Marion Hansberg und Jan Thomas Otte haben bisher nur Spanisch verstanden. Nun sprechen sie es auch – ein bisschen! Unterwegs mit dem Rucksack vom Equator bis nach Feuerland. Entlang der Anden gen Sueden: Peru, Bolivien, Chile und Argentinien. Die Antarktis heben sie sich fuer ein anderes Mal auf…

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