Traut man den Statistiken, ist Istanbul nach Mexiko-Stadt, Peking und Shanghai die grösste Stadt der Welt. Die Metropole am Bosporus verbindet Europa mit Asien, beherbergt geschätzte 17 Millionen Menschen. Genug Stoff für eine Woche in Istanbul…

Sie stinkt, staubt und lärmt. Hätte sie nicht den Bosporus, der sich Lungen-artig durch die 17-Millionen-Metropole zieht, wäre Istanbul kaum auszuhalten. Doch im Gehupe genervter Taxifahrer und Gejaule von Straßenkötern finden sich einige Oasen. Wir haben uns eine Woche umgeschaut. Willkommen in der viertgrößten Stadt der Welt. Nur Schanghai und Peking in China, allen voran Mexiko-Stadt, sind grösser.

Wie viel Einwohner hier tatsächlich wohnen, das weiß keiner so genau. Offiziell sind es 13 Millionen, doch es werden jeden Tag noch mehr. Blicke aus dem Fenster während der Metro-Fahrt vom Attatürk-Flughafen in die Innenstadt Istanbuls zeugen davon. Illegale Bauten, illegale Bauten, ein IKEA – dazwischen wieder der Versuch, neuer, geordneter Wohnsiedlungen.

Schippern übern Bosporus

Früher wohnten hier die Venezianer. Zur Hochzeit vom Byzantinischen, später dem Osmanischen Reichs war Venedig verglichen zu Konstantinopel die einzige Konkurrenz im Mittelmeer-Raum.

Istanbul
Geschichten fürs Handgepäck, mit denen man nach den zwei, drei Stunden Flug nur noch als halber Tourist am Bosporus ankommt, mit einem Fuss bereits in Asien…

Früher Teil der Stadtbefestigung, dient der Galataturm heute als Ausflugsziel. Tagsüber gucken die Besucher auf den Bosporus, Hagia-Sophia und Blaue Moschee; Haupattraktionen Istanbuls. Abends schauen sich willige Touristen im Bahnhofsviertel wippende Nacktbäuche oder wirbelnde Derwische an.

Und dann wäre da noch der Topkapi-Sultans-Palast – Oasen der Ruhe im sonst so lauten Istanbul. Wem das zu wenig ist, der sollte zum Flanieren auf die Prinzeninseln schippern, kann dort sogar Meditieren in einem der letzten orthodoxen Klöster der Türkei. Hier haben die Istanbuler auch die Sommerfrische entdeckt.

In jedem Programm: Die Wanderung zum griechisch-orthodoxen Georgskloster. Vorbei an osmanischer Bäderarchitektur, ja das waren noch Zeiten mit Kaiser Wilhelm II. Heute eine Tour für Verliebte, das Insel-Hopping.

Die Hagia Sophia nicht vergessen, mit dem vielleicht schönsten Christus-Mosaik – 1937 wurde es im neu von Attatürk eingeweihten Museum wieder herausgeputzt. In Moschee-Zeiten war es verdeckt. Ein Museumsbesuch im „Modern“ darf natürlich auch nicht fehlen. Das Istanbul-Modern wirkt auf den ersten Blick wie eine Kopie zum MoMa, dem Museum of Modern Art in New York City.

Auf den zweiten Blick, naja. Spannend ist aber die aktuelle Wanderaustellung: Die Geschichte des Porträts, Identität in Beziehungen erlebt. Gezeigt werden Schwarz-Weiss-Bilder vom Porträt Marc Chagalls über Albert Schweizer bis zur Langzeit-Aufnahme von vier Schwestern in Neuengland.

Zeit ist wie ein Strang, an dem Atome aneinandergereiht sind. Diese Atome bestehen aus den Momenten, wo wir uns glücklich fühlen. So wird Aristoteles (zumindest) sinngemäß im „Museum der Unschuld“ zitiert, dem Haus zum gleichnamigen Roman von Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk.

Und dann noch auf den Basar. Massen drängen sich rein. Ein Hauch von Orient wird versprochen. Doch das Angebot ist recht monoton und findet sich spätestens im dritten Laden wieder: teurer Goldschmuck, billige Markenkopien von Armani- bis Versace-Klamotten, türkische Desserts und Gewürze, Schrauben in allen Größen. Moment.

Grosser Bazar

Wo waren wir doch gleich stehen geblieben? Wir haben uns verlaufen. Fragt man in Istanbul jemanden nach dem Weg, so haben die türkischen Taxifahrer eins mit ihren Kollegen in Chile gemeinsam.

Viele Highlights im MERIAN, wenige Specials - trotzdem schön anzuschauen...
Viele Highlights im MERIAN, wenige Specials – trotzdem schön anzuschauen…

Sie trauen sich nicht, zuzugeben, dass sie eigentlich (auch) keine Ahnung haben. So fährt der ahnungslose Hotelgast vom Flughafen mit irgendeiner Taxe in die Stadt, lässt sich entspannt auf die Rückbank plumpsen, in der Hoffnung er müsse nach dem Bezahlen nur noch Aussteigen.

Weit gefehlt. Die nächste Nacht wird er in seinem regulär gebuchten Bett nächtigen, davor irgendwo aufwachen. Zwar haben fast alle Taxen mittlerweile ein Navi in der Windschutzscheibe kleben, so wie das baumelnde Auge Fatimas am Rückspiegel.

Bedient wird es nicht, fehlt das Know-How. Auch nett zu sehen: Ein Taxi, welches sich durch die Alstadtgassen zwängt – mit einer Lady auf der Rückbank, auf ihrem I-Phone mit der Google-Maps-App fingernd.

Artikelbilder: © Jan Thomas Otte

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[tabs tab1=“Istanbul“ tab2=“Geschichte“ tab3=“Hagia Sophia“]
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[/two_fifth]Istanbul die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei und deren Zentrum für Kultur, Handel, Finanzen und Medien. Das Stadtgebiet erstreckt sich am Nordufer des Marmarameeres auf beiden Seiten des Bosporus, der Meerenge zwischen Mittelmeer und Schwarzem Meer. Durch diese Lage sowohl im europäischen Thrakien als auch im asiatischen Anatolien ist Istanbul die einzige Metropole der Welt, die sich auf zwei Kontinenten befindet. Das städtische Siedlungsgebiet beherbergt rund 13,7 Millionen Einwohner und nimmt damit den vierten Platz unter den bevölkerungsreichsten Städten der Welt ein.

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[tab]Im Stadtbild der Altstadt sind immer noch die antiken Ursprünge zu entdecken. Aufgrund der zahlreichen Erdbeben, Stadtbrände und der ökonomischen Situation am Ende des Byzantinischen Reiches war schon im 15. Jahrhundert ein Großteil der Gebäude verfallen. Einige Plätze und Bauwerke sind in der Anlage oder als Ruinen bis heute erhalten. Hierzu gehören die mächtige Theodosianische Landmauer und die Seemauern, das Studios-Kloster (İmrahor Camii), das Hippodrom mit einem Fassungsvermögen von bis zu 100.000 Zuschauern, das Konstantinsforum mit der Konstantinssäule, die Kaiserpaläste und der Porphyrogennetos-Palast (Tekfur Sarayı). Die meisten Gebäude sind umgenutzt und stark verändert worden. Kaum verändert wurde der Valens-Aquädukt, der auch nach 1453 die Wasserversorgung sicherstellte, die spätantike Zisterne Cisterna Basilica aus dem 6. Jahrhundert oder verschiedene Ehrensäulen, zum Beispiel der 20 m hohe Obelisk Thutmosis III. aus Rosengranit, der aus dem ägyptischen Dorf Karnak nach Konstantinopel gebracht und 390 n. Chr. auf der Spina des Hippodroms aufgestellt worden ist.[/tab]
[tab]Die Hagia Sophia, früher Sophienkirche, ist eine ehemalige byzantinische Kirche, spätere Moschee und heutiges Museum (Ayasofya Camii Müzesi, „Hagia-Sophia-Moschee-Museum“) in Eminönü, einem Stadtteil im europäischen Teil Istanbuls. Als Kuppelbasilika errichtet, setzte sie im 6. Jahrhundert n. Chr. neue architektonische Akzente. Die Hagia Sophia, das letzte große Bauwerk der Spätantike, war die Hauptkirche des Byzantinischen Reiches und religiöser Mittelpunkt der Orthodoxie und ist heute ein Wahrzeichen Istanbuls.[/tab]
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Jan Thomas Otte liest gerne "mare", das Print-Magazin. Online surft er lieber auf "admirado". Otte lebte 3 Monate in der Nähe von Manchester, 6 Monate in Jerusalem, 9 Monate bei New York. Wegen seinem Reisefieber verbrachte er auch einige Wochen an anderen schönen Flecken der Erde, auf der Südhalbkugel: Neuseeland, Südamerika und Südostasien. Als Journalist mit Reisefieber engagiert er sich bei Constart, einem Netzwerk für Korrespondenten. 2010 gründete er das Online-Magazin "Karriere-Einsichten". Und ist in den letzten 10 Jahren ebenso 10 mal umgezogen...

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